Donnerstag, 29. Dezember 2011

Unnütze Tage wie dieser...

Heute ist so ein richtig unnützer Tag. Nicht wirklich schecht, es könnte schlimmer sein, auch nicht gut, einfach überflüssig. Würde man ihn aus dem Kalender streichen würde ich nichts, aber auch gar nichts vermissen.

Es fing schon heute Morgen an. Ich denke an den Namen Marieke, denn Marieke ist die Neue von meinem Ex, also dem letzten richtigen Ex. Marieke aus Amsterdam, blond und somit das totale Gegenteil von mir. Es sollte mir nichts ausmachen und trotzdem hab ich seit gestern dran zu knabbern. Ich bin böse weil meine Gedanken böse werden, sogar sehr sehr sehr böse. Und wie es das Karma so will, werde ich auch gleich bestraft. Ich dachte noch so, na die Treppe ist doch wohl nicht glatt...war sie auch nicht aber dafür der Boden am Ende der Treppe. Ehe ich mit meinem Hirn folgen konnte befand ich mich in der Waagerechten vor meinem Auto. Ich denke an den Spruch "manchmal muss der Herrgott einen erst aufs Kreuz legen um den Himmel zu sehen". Hat es mir gerade eben den Boden unter den Füßen weggezogen? Nach kurzem Check bin ich erleichtert...Beine und Arme kann ich noch bewegen es tut erst mal nix weh. Als nächstes der Versuch aufzustehen. Wie ein Fisch ohne Wasser zapple ich rum bis ich endlich stehe und fluche wie ein Rohrspatz. Die Nachbarin, älteren Semesters, beobachtet das Ganze und will mir helfen. Ich rufe ihr zu sie soll lieber wieder in die Wohnung gehen sonst liegen wir beide. Schließlich lässt Sie sich überzeugen und verschwindet wieder nach oben. In mir staut sich die erste Welle von Wut...warum zahle ich eigentlich soviel Geld für den Winterdienst wenn keiner streut und keiner Schnee schippt...ich gehe wieder ins Haus und verteile den gesamten Eimer Wintersalz auf der Treppe und um mein Auto drum rum...ich hoffe, wir bekommen wieder Nachschub!

Als ich ca. zehn Minuten später im Bildungszentrum ankomme, mehr gerutscht mit dem Auto als gefahren, da sich die Städte um Straßenstreuung ja auch nicht kümmern, um meine Fortbildung anzufangen, war noch alles gut. Wie ich jedoch oben im Schulungsraum ankomme, lassen mich erste Eindrücke schlimmes erahnen. Vor mir öffnet sich ein Raum mit ca. 15 Weibern die alle am PC sitzen und tratschen. Zwei kurz vor der Rente, der Rest alleinerziehend wie ich später im Gespräch herausfinde. Das erste Mal im Leben bin ich wirklich dankbar, dass ich nicht alleinerziehend bin und denke...das Leben macht doch alles so wie es sein soll. Ich versuche keine Vorurteile zu haben, aber leider, ist es genau dann, wenn man das versucht, bereits zu spät. (um zu erwähnen, ich kenne genügend die alleinerziehend sind und da einen super Job hinlegen...aber das was da saß...da wundert es mich nimmer, dass die Jugend von heute so seltsam ist!)

Zunächst scheint es der Weiterbildungsstelle sehr wichtig zu sein, dass man den Fahrkostenübernahme-Antrag ausfüllt. Ich vermute, damit die das gleich mit der Arbeitsagentur abrechnen können. Ich rieche förmlich wie hier schwarzes Geld fließt. Anschließend darf auch ich mich an einen PC setzen...den ich aber nicht anmachen soll. Es heißt, der eigentliche Dozent wäre im Urlaub und die Vertretung, eine alte Dame kurz vor der Rente (vermutlich Arbeitsbeschaffung für sie), könne mir nichts zeigen. Also sitze ich da....und warte. Kein Skript, kein Buch, nichts. Ich fange an zu chatten via Handy, wie es 14 von den 15 anderen Weibern auch tun und nutze die Zeit mir bei der Hausverwaltung über den miesen Winterdienst Luft zu machen. Ich hake bei den anderen nach wie das hier so abläuft, aber anscheinend ist das immer so. Man bekommt kopierte Zettel und liest die dann durch. Aber da die Vertretung offensichtlich nicht weiß welche Zettel...hab ich auch keine. Es wundert mich nicht mehr, dass Deutschland verschuldet ist, so unnütz wie das Geld hier vergeudet wird und sehne mich nach dem Theatergruppen-Workshop der neulich im TV kam und auch vom Amt bezahlt wird.

Nach 90 Minuten, was auch anderthalbstunden und dem Beginn der ersten Pause entspricht, wage ich die Frage der Fragen: Haben Sie mir was zu tun? - Als daraufhin nur ein Schulterzucken kommt...sage ich: "ich gehe dann jetzt mal und wenn sie alle Unterlagen für mich zusammen haben, können Sie mir diese gerne per Post zusenden. Schönen Tag noch und ein frohes neues Jahr!"

Mit dem Auto fahre ich zu meiner Hausärztin die sich vor Lachen kaum noch halten kann...toll denke ich, schlimmer gehts heute nicht mehr. Der halbe Tag vergeudet mit nichts. Immerhin schreibt sie mich erstmal krank bis mitte Januar und dafür kann ich mir jetzt, um zwölf Uhr mittags, auch ein Lächeln abringen.

Wenigstens fährt mir keiner ins Auto auf dem nach Hauseweg und ich entspanne auf dem Sofa, bevor ich bei meinem Dozenten meiner nebenberuflichen Ausbildung zum Kaffee eingeladen bin. Zwischenrein huscht auch ein Anruf und eine Einladung für ein Vorstellungsgespräch in mein Emailpostfach. Wunderbar, es geht doch. Ausgeruht und frisch mit Schwung humple ich am Nachmittag zum Auto und fahre erneut in die Stadt und freue mich auf den Kaffee.

Ich war ja schon vor ein paar Tagen skeptisch, als er mir mitteilte, dass er bei mir keine Supervisionsstunden mehr machen könnte. Als angehende Therapeutin hätte mir das zu denken geben sollen. Also sitze ich so da und dann fehlen mir die Worte. Wenn ein Mann mit mitte sechzig mir, 33, erklärt, dass er verliebt ist, in mich, dann fällt einem einfach nichts mehr ein. Auf der einen Seite finde ich es toll, dass er das so sagt und ich finde es beeindruckend, dass man sich auch in diesem Alter in verliebtem Zustand wie ein Teenager verhalten kann, aber gleichzeitig wird mir klar, dass alle meine Hoffnungen auf eine Zusammenarbeit in einer gemeinsamen Praxis erstmal dahin sind, da das Verliebtsein in keinster Weise auf Gegenseitigkeit beruht. Ich wünsche mir insgeheim, dass ich doch ein kleines goldiges Mäuslein bin und gerne zu Bett gebracht werde. -  Auch das ehrenamtliche Engagement werde ich wohl von seinem Verein auf einen anderen verlegen. Und am Schlimmsten....ich habe auch keinen Therapeuten mehr, jetzt wo das Leben so hart ist...ich verlasse die Praxis, lasse einen fünfundsechzigjährigen Teenager zurück und hoffe, dass er sich irgendwann wieder einkriegt...und versuche mich zu erinnern...wann war ich eigentlich das letzte Mal verliebt?

Dieser Tag heute war wirklich überflüssig...und hatte doch was Gutes. Ich habe ein Vorstellungsgespräch was das Einzige ist was mich gerade motiviert und ich weiß auch, es hält mich nichts mehr. Ich muss nicht hier am Rande des Schwarzwaldes sitzen und warten bis sich was tut. Ich kann auch weg von hier. Freunde die Freunde sind, die bleiben auch wenn ich woanders bin. - Alle Wunschvorstellungen, alle Zukunftsvisionen die ich hatte sind im Moment...dahin. -

Ach...gerade kommt eine Email vom Bildungszentrum...sie entschuldigen sich und ob ich nicht eine Umschulung zur Bürokauffrau machen möchte...ich frage mich ob es Sinn machen würde von der Industriekauffrau auf die Bürokauffrau umzuschulen und denke: wo bitte kann ich diesen Planeten verlassen?

Mich wundert nach diesem Tag nichts mehr! Ich bin leer...so was von leer und ich weiß nicht ob ich lachen oder heulen soll!

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