Mittwoch, 13. Juni 2012

Beziehungen der neuen Zeit – wie die Menschen versuchen sich eine vernunftbasierende Realität aufzubauen

Mit dem Zitat "Menschen sehen nur, was sie bereit sind zu sehen..."  traf  R.W. Emerson glaube ich so richtig ins Schwarze.  Der bereits 1882 verstorbene Philosoph scheint mir bereits damals den richtigen Blick gehabt zu haben für das Wesentliche.
Wenn die Menschen wirklich sehen würden was ist, wäre es glaube ich für viele die ich kenne eine mittlere bis größere Lebenskatastrophe. Und wenn manche wüßten, was ich als Außenstehende sehe, würden sie mich gar nicht kennen wollen.
Was ist nur los in dieser Welt in der Menschen mit so wenig Respekt und Achtsamkeit miteinander umgehen?
In beruflichen als auch in privaten Beziehungen scheint es als wären die Menschen blind füreinander. So sitzt man in Meetings mit bis zu zwanzig Personen und redet um ein Thema herum um an Ende herauszufinden dass man gar nicht mehr weiß was das Thema denn nun war. Da aber die Zeit bereits um ist vereinbart man ein nächstes Meeting eine Woche später mit genau dem gleichen Ablauf. Manchmal frage ich mich schon, was machen wir hier eigentlich den ganzen Tag. Wofür bekommen wir Geld? Für’s im Kreis reden? Ja, es sieht so aus. Andere wiederum fliegen von München nach Frankfurt weiter nach Amsterdam nach Hinterkuckucksheim um drei Tage später über Nimmerland wieder zurück nach München zu kommen um zwischen Hinterkuckucksheim und Nimmerland ein Meeting durchzuführen bei dem sich wieder alles nur im Kreis dreht.
Wie finanziert sich sowas eigentlich und wie kann sich sowas wirtschaftlich in stabiler Lage halten ohne dass wir Hilfe beim EWF beantragen? Ich kenne inzwischen sehr viele Firmen, aber ich kenne nicht eine einzige Firma in der es anders läuft. Ich kenne nur einen Chef der anders denkt und das ist in der Firma in der ich gerade sitze. Und vielleicht ist das ein Anfang.
Ebenso führt man privat Beziehungen die schon lange nicht mehr so sind wie sie sein sollten. Man hat im Prinzip schon eine Entscheidung gefällt aber um sie umzusetzen müsste man ja von diesem bisherigen  Bild, welches man von sich und der Welt hat, abkommen. Man müsste erkennen wie es wirklich ist und sich womöglich eingestehen, dass man damit nicht so zufrieden ist wie man vorgibt. Da dies unter Umständen ein sehr traumatisches Ereignis ist, schützt uns unser Hirn dadurch, dass wir nur sehen was wir sehen wollen. Erst nach und  nach lösen sich die Blickfelder auf, manchmal. Einige machen Ihr Leben lang so weiter. - Man geht so lange durch die Hölle bis man gelernt hat, wie es geht. Dabei kann es so sehr einfach sein, zufrieden durchs Leben zu gehen.
Wenn man die Wirklichkeit einfach annehmen würde, so wie sie ist, wenn man sie richtig und bewusst wahrnehmen würde, wenn man sich die Zeit nehmen würde, in sich selber hinein zu hören, dann würde einem alles so klar vor Augen werden.
„Wir würden sehen, dass das, wovon wir denken, dass es nicht hätte geschehen sollen, geschehen musste. Es musste geschehen, weil es geschehen ist und kein Denken in der Welt kann dies ändern. Das heißt nicht, dass wir es dulden oder gutheißen. Es bedeutet lediglich, die Dinge ohne Widerstand und ohne die Verwirrung von innerer Abwehr zu sehen…“…“Wir würden erfahren, dass die Wirklichkeit gut ist, genau so, wie sie ist, Hören wir auf, uns der Wirklichkeit zu widersetzen, dann wird unser Handeln einfach, fließend, freundlich und angstlos...“ [1]
Doch für viele ist das noch ein weiter Weg und bis dahin, sehen viele nur das was sie sehen wollen. Sie hangeln sich durch mit den wenigen guten Punkten mit denen sie im Moment zufrieden sind. Dann gehts wieder für drei oder vier Wochen. Und was soll ich sagen, wenn es jemand gerne hat, sich auf Arbeit unter Druck setzen zu lassen anstatt mit Freude zu arbeiten und zwar das was man tun will anstatt dem, was man muss, dann muss man ihn lassen. Dann ist der Leidensdruck noch nicht groß genug.
Und wenn sich Menschen in einer Beziehung gegenseitig anlügen und betrügen, sie aber nur sehen was sie sehen wollen, nämlich dass sie vom jeweils anderen denken, dass er sowas nie tun würde, obwohl die Realtiät ganz anders ist, dann ist für diese Menschen diese Beziehung doch mehr als perfekt. Oder nicht?

Sie leben in ihrer eigenen kleinen Welt. Und dann ist es doch eigentlich auch egal, ob sie sich gegenseitig verletzen denn offensichtlich leiden sie gerne. Und wenn ich lieber leide weil ich zu faul bin auszuziehen weil ich woanders vielleicht ein wenig mehr Miete zahlen muss, oder ich meinen Kindern lieber mit einem qualvollen und gespielten Lächeln anstatt mit einem ehrlichen Lachen im Gesicht gegenüber trete, dann ist der Leidensdruck noch nicht groß genug.
Nur wenn Menschen anfangen aufzuwachen, wenn sie dabei sind Ihre Blickrichtung zu ändern, wenn sie anfangen zu hinterfragen, warum und weshalb solle ich das tun obwohl ich es doch gar nicht will. Wenn man anfängt zu überlegen ob man auch gute Eltern sein kann wenn man den Partner eben nicht wie gehofft bis ans Lebensende liebt, dann wird es interessant. Die Frage ist nur, ob sie dazu bereit sind oder ob sie noch ein drittes oder viertes Mal durch die Hölle wollen.
Ich bin amüsiert darüber dies derzeit fast überall zu beobachten. Und ich bin dankbar dafür, dass ich schon viel Zeit mit bereits „aufgewachten“ Menschen verbringen darf. Und ich kann allen anderen sagen, es lebt sich so sehr viel leichter.


[1] Aus „The Work“ von Byron Kathie

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