Montag, 20. August 2012

Über das Vergessen...

„Vergessensforscher lehren uns nun, dass Vergänglichkeit auch Vorteile bringt: Wer Unnützes umgehend wieder loslässt, reserviert Speicherplatz für Wichtiges. „Die Fähigkeit, vergessen zu können“, sagt der Göttinger Entwicklungspsychologe Marcus Hasselhorn, „ist eine essenzielle Grundfunktion des menschlichen Gedächtnisses.“

Ich hätte nie gedacht, dass der Tag kommt, an welchem man anfängt zu vergessen. Tage, an denen man anfängt Dinge zu suchen, die einem Tag täglich durch den Kopf gingen. Man findet sie nicht mehr, weil sie schlichtweg nicht mehr da sind.

Warum wieso weshalb? Keine Ahnung, vielleicht weil man manchen Dingen ins Auge gesehen hat und gelernt hat keine Angst zu haben. Weil man sich mit den Dingen die einen Tag täglich beschäftigt haben auseinander gesetzt hat und siehe da, auf einmal sind sie weg. Einfach so. Was bleibt, ist eine schöne Erinnerung die auch gerne bleiben kann.

Es fiel mir das erste Mal auf als ich mitten in der Nacht aufgewacht bin und den Gedanken hatte, he Du hast aber schon lange nicht mehr nachgedacht was das und das macht und was der oder jener Mensch macht. Und so ging es immer weiter und zu guter Letzt musste ich feststellen, dass ich es vergessen habe, vergessen habe an jemanden zu denken oder an etwas was passiert ist.

Es ist in genau diesem Moment passiert, als ich alles für mich  geklärt hab, als ich für mich stimmig die richtigen Entscheidungen getroffen habe. Als ich mit meinem Innen und Außen stimmig war. Als ich es nicht mehr erzwingen wollte. Da war es auf einmal weg, das Erinnern und das sich damit beschäftigen wollen.

Vielleicht ist das Zitat „ Wenn es zu Ende ist ist alles gut und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht zu Ende“ doch in sich stimmig. Denn wenn man Entscheidungen trifft, die vom Kopf her kommen und nicht vom Herzen, dann kann man auf dieses Grundzufriedenheit sehr lange warten. Dann sitzt man nämlich da und sagt sich, aber ich hab doch was gemacht, was geändert und trotzdem beschäftigt mich immer noch was. Ich denke erst wenn man aufhört Angst zu haben, dann ist alles gut.
Es gibt nichts, vor dem man Angst haben müsste. Das schreibt sich leicht und es ist auch so. Und wenn man das Leben von außen betrachtet und dass man nicht weiß, wo man das nächste verbringt, dann ist es wesentlich angenehmer es einfach zu genießen und sich den Dingen vor denen man noch Angst hat zu stellen. Damit der Kopf frei wird und Platz hat für Kreativität und Genuß.
Und dann herrscht da so eine Stille im Kopf und mit einem Mal stellt sich eine Grundzufriedenheit ein, dass es einem schon manchmal Angst wird. Es ist als ob alles fließt, als ob alles ganz leicht wird, als wäre nichts mehr da, das was einen runterzieht. Es läuft auf einmal alles wie von Zauberhand, als würde eine unsichtbare Person mich bei der Hand nehmen und mir den Weg zeigen, welcher der richtige für mich ist. Man zieht Menschen an die gleich denken und gleich handeln. Man verbringt wieder Abende mit tollen Gesprächen und Rotwein auf der Terrasse, man holt wieder Luft als wenn man schon lange nicht mehr geatmet hätte und man lacht wieder aus tiefstem Herzen. Löffel biegen sich von allein weil die Energie stimmig ist und das Denken macht Dinge möglich die man bis dahin für unmöglich gehalten hat.

Dass der Kopf auf einmal Platz für neues hat ist wunderbar. Und zwar hat er Unmengen an Platz. Und man muss auch noch gar nicht so genau wissen mit was sich dieser Platz füllen wird. Es passiert einfach. Es passiert an einem Tag, an dem man es am wenigsten erwartet. Manchmal ist es ein Messetag im April, manchmal ein Prüfungstag im Mai, manchmal ein Sommertag am Meer oder ein Wintertag auf dem Berg und manchmal auch ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag. In jedem Fall ist es ein Tag an dem man weiß, warum man lebt und dass die Zeit niemals reichen wird. Man will ewig leben und noch viele Löffel biegen und noch ewig Quantensprünge machen. Und man will vor allem eines, sich dessen immer bewußt sein. Und aus „es wird nie aufhören...“ wird ein „es soll nie aufhören!" und man denkt sich es ist wie in einer Achterbahn: immer wieder rauf und runter aber ganz am Ende, da will man nochmal fahren.



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